Die Stunde Des Piraten by Robin Hobb

Die Stunde Des Piraten by Robin Hobb

Autor:Robin Hobb
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783894801618
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 1999-01-02T00:00:00+00:00


10

Beweise

Der Morgen dämmerte schon fast, als Etta leise in Kennits Ka-jüte schlüpfte. Sie glaubte, dass er schlief.

Aber Kennit schlief nicht. Als sie zum Schiff zurückgekehrt waren, hatte Etta ihm beim Baden und Umziehen geholfen.

Dann hatte er sie aus der Kajüte gescheucht und seine Pläne für Divvytown auf seinem Kartentisch ausgebreitet. Er kramte sein Lineal, seinen Zirkel und Stifte hervor und betrachtete stirnrunzelnd seine bisherigen Bemühungen. Als er die Pläne gezeichnet hatte, hatte er aus dem Gedächtnis arbeiten müssen.

Und während er heute über die in Frage kommenden Gebiete humpelte, war ihm sofort klar geworden, dass einige seiner Vorstellungen nicht realisierbar waren. Er breitete ein neues Pergament aus und begann von vorn.

Diese Art Arbeit hatte Kennit immer geliebt. Es war fast, als erschaffe er seine eigene Welt, eine saubere und ordentliche Welt, wo die Dinge Sinn ergaben und zu ihrem Besten ange-ordnet waren. Diese Welt erinnerte ihn an seine frühe Kindheit, als er auf dem Boden neben dem Schreibtisch seines Vaters spielte. In dem ersten Heim, an das er sich erinnerte, war der Boden die blanke Erde gewesen. Wenn sein Vater nüchtern war, arbeitete er an den Plänen für die Schüsselinsel. Er zeichnete nicht nur das große Herrenhaus. Er malte mit Tinte auch die kleinen Häuschen auf, in denen die Diener leben sollten, legte fest, wie groß die Gärten für jedes Anwesen sein würden, und kalkulierte sogar, wie viel Platz in etwa jedes einzelne Gewächs brauchte. Er hatte den Stall und die Scheune aufge-zeichnet, die Pferche für die Schafe, und sie so angelegt, dass die Misthaufen von den Gartenparzellen aus gut zu erreichen waren. Er hatte ein Schlafhaus für die Schiffsmannschaft ein-geplant, falls diese an Land schlafen wollte. Er stellte jedes Gebäude an seinen vorgesehenen Platz, so dass die Straßen gerade und eben daran vorbeiführten. Es war ein Plan für eine perfekte kleine Welt auf einer verborgenen Insel. Oft hatte er den kleinen Kennit auf seinen Schoß gesetzt und ihm seinen Traum gezeigt. Er hatte ihm Geschichten erzählt, wie glücklich sie dort alle sein würden. Alles war so gut überlegt gewesen.

Und für eine Weile hatte der Traum tatsächlich Früchte getragen.

Bis Igrot kam.

Kennit hatte den Gedanken verdrängt, solange er arbeitete. Er beschäftigte sich gerade mit dem Schutzhaus am Fuß des Wachturms, als das Amulett sich plötzlich meldete. »Welchen Zweck soll das haben?«, wollte es wissen.

Kennit musterte stirnrunzelnd den kleinen Tintenfleck, den er hinterlassen hatte, als er zusammenzuckte. Er tupfte ihn sorgfältig weg. Aber er hinterließ eine Spur. Er würde ihn mit Sand aus dem Pergament scheuern müssen. Als er sich wieder über seine Arbeit beugte, runzelte er die Stirn. »Der Zweck dieses Entwurfs«, sagte er mehr zu sich selbst als zu dem anmaßenden Amulett, »ist der, dass dieses Gebäude sowohl einen sicheren Zufluchtsort bei einem Angriff bietet als auch als vorüberge-hender Schutz dient, bis sie ihre Häuser wieder aufgebaut haben. Wenn sie hier einen Brunnen anlegen, im Inneren des Ge-bäudes, und das Äußere befestigen, dann…«

»Dann werden sie nur verhungern, statt als Sklaven ver-schleppt zu werden«, bemerkte der Glücksbringer spöttisch.

»Plünderer haben selten so viel Geduld.



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